Ab wann bin ich gewerblicher Verkäufer bei ebay?

Ab wann bin ich gewerblicher Verkäufer bei ebay?

Haben Sie eigentlich schon einmal etwas über ebay verkauft? Wenn Sie das öfter tun, sollten Sie sich früher oder später mit der Frage befassen: Ab wann bin ich gewerblicher Verkäufer bei ebay? Wichtig ist das, weil damit viele Pflichten und Stolperfallen auf Sie zukommen. felix1.de erklärt, worauf es ankommt.

ebay-Händler haben andere Pflichten

Wer als ebay-Händler gilt, hat mehrere Pflichten. Dazu gehört u.a.:

  • ein Gewerbe anmelden
  • evtl. Einkommen-, Umsatz- und Gewerbesteuer zahlen
  • dem Käufer vor Vertragsschluss bestimmte Informationen (z.B. Firmendaten, Versandkosten) zur Verfügung stellen
  • dem Käufer ein Widerrufsrecht sowie gewisse Gewährleistungsrechte einräumen
  • auf die Einhaltung von Marken- und Wettbewerbsrecht achten sowie
  • ein Impressum auf der ebay-Seite integrieren.

Ab wann bin ich gewerblicher Verkäufer bei ebay? – Das richtet sich nach verschiedenen Kriterien

Doch was bedeutet eigentlich gewerblich? Gewerblich ist jede nachhaltige Tätigkeit zur Erzielung von Einnahmen. So weit, so gut. Aber hier liegen auch schon die Probleme: Wie viel muss jemand bei ebay verkaufen, damit man von Nachhaltigkeit sprechen kann und wann ist es noch rein privat?

Es kommt darauf an, ob der Verkäufer sich wie ein Händler verhält. Das wiederum richtet sich dann nach:

  • Dauer und Intensität der Verkäufe
  • Höhe der Entgelte
  • Beteiligung am Markt
  • Zahl der ausgeführten Umsätze
  • Planmäßigkeit
  • Wiederverkaufsabsicht
  • Unterhalten eines Geschäftslokals

Diese Kriterien müssen unterschiedlich gewichtet werden, sind für sich allein genommen aber nicht maßgeblich.

Zu schwammig? Dann zeigen wir Ihnen Beispiele anhand verschiedener Urteile:

„Soll ich dir meine Briefmarkensammlung zeigen?“ – bleibt privat

Bereits im Jahr 1987 setzte sich der BFH (BFHE 150, 218) mit Auktionen von Briefmarkensammlungen auseinander. Hier hatte jemand seine Briefmarkensammlung alles in einem verkauft. Entscheidend war hier, dass Briefmarken oder Münzen einen Liebhaberwert haben und die Sammlungen regelmäßig aus privaten Neigungen zusammengetragen wurden. Sinn dabei ist es, einen umfassenden oder vollständigen Bestand zu schaffen. Das wird durch Verkäufe, Ankäufe und Tausch erreicht. Wer dann die Sammlung „en bloc“ verkauft, verhält sich nicht wie ein Händler.

Gewerbe bei hohem administrativen Aufwand

Dann müsste das doch bei einer privaten Bierdeckelsammlung genauso sein – oder? Im Grunde schon. Allerdings kommt es immer auf das „Wie“ an. Und im folgenden Fall lagen die Umstände anders.

Das Finanzgericht Köln (4.3.2015, 14 K 188/13) hat einem ebay-Verkäufer Einkommen- und Gewerbesteuer aufgedrückt, der die private Bierdeckelsammlung seines Vaters (320.000 Stück) über Jahre hinweg verkauft hat und damit bis zu 66.000 Euro im Jahr Umsatz gemacht hat. Entscheidend war hier der hohe administrative Aufwand: 10-40 Verkäufe am Tag – Fotos von den Bierdeckeln machen, die Auktionen überwachen, die Zahlung abwickeln und die Ware versenden – nehmen hier so viel Zeit in Anspruch wie ein 8-Stunden-Job. Der Verkäufer verhielt sich nach Ansicht des Gerichts wie ein Händler. Auch die Höhe der Umsätze war hier entscheidend – schließlich wurde fast der gesamte Lebensunterhalt daraus bestritten. Lesen Sie mehr im Artikel des steuerfinder.com-Newsportals „Wer Bierdeckel über eBay verkauft, zahlt Einkommen- und Umsatzsteuer„.

Pelzmäntel – wie Ärmellängen schwanken können

Und schließlich ein ganz aktueller Fall (BFH 12.8.2015, XI R 43/13): Da hatte eine Frau innerhalb von zwei Jahren 140 Pelzmäntel verkauft – und zwar für 90.000 Euro, über zwei Verkäuferkonten. Diese stammten angeblich von der verstorbenen Schwiegermutter. „Eine private Sammlung der Schwiegermutter“ sei das, so die Frau, und erklärt die teilweise um bis zu 10 cm abweichende Ärmellänge mit „dass sich eine Kleidergröße schonmal ändern könne“. Ob genauso schnell wie die Ärmel auch ihre Nase wuchs?

Der BFH nahm ihr das Theater jedenfalls nicht ab und stufte sie als gewerblich ein. Eine Sammlung war es nach dem BFH schon gar nicht, da Pelzmäntel Gebrauchsgegenstände seien und wegen der unterschiedlichen Größen, Ärmellängen und Marken kein Sammlerthema erkennbar sei. Das Verhalten reichte nach dem BFH auch für „aktive Schritte zur Vermarktung“ aus. Wichtig: Dass die Frau hier Mäntel über keine lange Dauer verkaufte, spielte für den BFH hier keine Rolle.

Checkliste: Ab wann bin ich gewerblicher Verkäufer bei ebay?

Wenn Sie also wissen möchten: „Ab wann bin ich gewerblicher Verkäufer bei ebay?“, sollten Sie sich die folgenden Fragen stellen:

  • Verkaufe ich mehrere Artikel am Tag?
  • Werden die Waren über mehrere Jahre verkauft?
  • Kann ich von den Einnahmen meinen Lebensunterhalt bestreiten?
  • Vermarkte ich meine Verkäufe professionell?
  • Wusste ich beim Einkauf, dass ich die Waren weiterverkaufen will?
  • Verkaufe ich meine Waren auch im Laden?

Werden eine oder mehrere der Fragen mit „ja“ beantwortet, spricht vieles dafür, dass Sie ebay-Händler sind.

Und nun?

Ihre Prüfung hat nun ergeben, dass Sie ebay-Händler sind. Das bedeutet für Sie: Sie müssen als gewerblicher Einzelunternehmer Bücher führen und betriebliche Steuererklärungen einreichen. Möchten Sie das nicht selber machen? Dann können Sie auch einen felix1.de-Steuerberater damit beauftragen. Dieser wird Ihr persönlicher Ansprechpartner sein, mit dem Sie einfach und bequem zusammenarbeiten können. Informieren Sie sich am besten gleich über die felix1.de-Pakete. >> Hier geht´s zu den Paketen